Augmented Reality – erweiterte Realität
Augmented Reality, zu deutsch „erweiterte Realität”, vergrößert unsere reale Wahrnehmung um digital bereitgestellte Informationen. Es kommt zu einer Verbindung der off- und online Welt. Möglich wird dies durch eine GPS-Ortung in Kombination mit aufgenommenen Kamerabildern. Der Vorteil, heutzutage wird kein super-hightech Equipment mehr benötigt, um Teil dieser erweiterten Realität zu werden. Ganz im Gegenteil, die meisten von uns tragen ihre Eintrittskarte in Form ihres Smartphones tagtäglich direkt in ihrer Hosentasche. Nicht zu verwechseln ist AR mit seinem kleinen Bruder VR (Virtual Reality). Die zwei Realitäten setzten sich zwar beide die Prämisse den User in eine neue Welt zu versetzen, doch verfolgen sie hierbei unterschiedliche Strategien. Im Gegensatz zur AR erzeugt die virtuelle Realität eine rein konstruierte und fiktive Umgebung für den Nutzer, die lediglich durch reale Gegenstände ergänzt wird. AR nimmt sich in Abgrenzung dazu die reale Welt als Basis und reichert sie mit digitalen Daten an.
Keine neuartige Entdeckung
Ein kleines mobiles Gerät als Eingangstor in eine neue virtuelle Realität klingt futuristisch, dabei keimte die Idee der Augmented Reality bereits in den 60er Jahren, also weit vor der Zeit von Internet und Smartphones. Hierfür wurde eine, nach heutigem technischem Standard, ordinäre Konstruktion von Spiegeln und Glasscheiben zusammengebastelt, welche virtuelle Bilder erzeugen konnte. Trotz der benutzerunfreundlichen und nicht alltagstauglichen Handhabung war die Idee revolutionär und wegweisend. Von da an folgten ständige Weiterentwicklungen. Die Spanne reichte von informationsangereicherten Helmen für Piloten bis hin zu großen, unhandlichen Apparaturen, welche mit Hilfe von GPS, Computern sowie Kamerabestückten Brillen dem Nutzer Daten einblendeten. Durch weitere Verbesserungen und userfreundlichen Änderungen folgten 2003 erste AR-Spiele, die jedoch nach heutigem technischem Verständnis eine vergleichsweise simple Visualisierung hatten. Dennoch gelten sie als bahnbrechend für heutige AR-Anwendungen.
AR bietet weit mehr als Pokémon Go
Im Jahre 2016 sind die grafischen Darstellungen viel ausgereifter und realistischer. Wir befinden uns mittendrin in einer anhaltenden Welle von neuen AR-Technologien. Bestes Beispiel ist die Gaming-App Pokémon Go. Doch diese App ist in der Branche längst kein Unikat mehr. Auch andere Gaming-Applikationen im App- und Google PlayStore schaffen es durch Echtzeitinteraktionen und fesselnden Storys die User an sich zu binden. Die kostenlose Anwendung Ingress modifiziert die Erde in einen internationalen und globalen Schauplatz, in der es die Aufgabe ist, die Menschheit vor einer geheimnisvollen, fremden Energie zu schützen. Hierbei gibt es zwei Teams, die unterschiedliche Strategien verfolgen. Sie agieren gegeneinander mit dem Ziel lokale Bereiche für die jeweils eigene Gruppe zu erschließen. Interessant ist es hierbei anzumerken, dass Ingress von Niantic entwickelt wurde und somit aus dem gleichen Hause wie Pokemon Go stammt. Im Web wird es sogar oftmals als “der Papa von Pokémon Go” bezeichnet. Darüberhinaus bildet die Datenbank von Ingress die Informationsquelle für die sogenannten Pokéstops der Anwendung Pokémon Go. Man muss jedoch sagen, dass selbst für viele passionierte Pokémon Go-Spieler Ingress oft kein Begriff ist und die Anwendung es nicht geschafft hat auch nur halbwegs an den Bekanntheitsgrad seines Nachfolgers heranzukommen. Verwunderlich, denn im Gegensatz zu Pokémon Go bietet Ingress viele zusätzliche Features wie zum Beispiel einen Teamchat für einen besseres Team-Play.
Wem dies zu langweilig ist und den ultimativen Nervenkitzel sucht, sollte es mit der Spiele/Sport-Anwendung Zombies, Run! versuchen, die ein komplett anderes menschliches Sinnesorgan des AR anspricht. Das Besondere ist, dass hierbei nicht visuelle sondern akustische Reize gesetzt werden. Kopfhörer ermöglichen den Eintritt in eine Zombieapokalyptische Welt, in der der User selbst zum Gejagtem wird. Dabei informiert ein Erzähler den Spieler über akute Zombiebedrohungen in seiner Umgebung, die durch authentische Schreie und lauten Herztönen akustisch untermalt werden. Schnell wird klar, dass durch gemütliches Gehen der vermeintlichen Bedrohung nicht entkommen werden kann. So ist Sportlichkeit gefragt, um auf die jeweiligen Szenarios reagieren zu können, denn nur durch walken, joggen oder gar kurzzeitige Sprints können die vom Erzähler gestellte Aufgaben bewältigt werden. Die Geschwindigkeit und der Aufenthaltsort wird hierbei über die GPS-Funktion ermittelt. Ingesamt gibt es 13 Missionen zu bewältigen, die jeweils eine halbe Stunde dauern. Das interaktive Spiel ist für 5,99€ im AppStore erhältlich, allerdings nur in englischer Ausführung.
Aber nicht nur im Gaming-Bereich bereitet die Funktion der erweiterten Realität vielen Anwender Freude, sondern auch pragmatischere Benutzer kommen auf ihre Kosten. Beispielsweise gibt es die Möglichkeit ein Flugzeug am Himmel mit der Smartphone-Kamera anzuvisieren, um daraufhin zahlreiche Daten wie den Flugzeugtyp, die Fluggesellschaft sowie Start- und Zielort angezeigt zu bekommen. Umgesetzt wird dies z.B. durch die App Plane Finder AR, die durch Auswertung des Standpunktes und die Ausrichtung der Kamera die Flüge abfragt und damit die gewünschten Informationen heraus filtern kann. Eine andere Anwendung gibt dem User wiederum zu Nacht-, aber auch zu Tagzeit Auskunft über die aktuelle Sternlage. Damit dies funktionieren kann, muss der Himmel mit der Kamera aufgenommen werden. Die kostenlose Anwendung Sternatlas präsentiert dem Verbraucher daraufhin eine 3D-Darstellung der Stern- und Planetenkonstellation über einem, zeigt aber auch den Sternenhimmel an anderen Orten der Welt. Darüber hinaus kann sogar durch eine genaue GPS- und Kamerafunktion dem Verbraucher die genaue Entfernung einzelner Sterne errechnen.
Die aber wohl bekannteste kostenlose Dienstprogrammanwendung, die auf Augmented Reality zurückgreift, ist Wikitude. Die Entwickler haben sich hierbei zum Ziel gesetzt den User immer up to date über seine Umgebung zu halten. Gerade in fremden Orten kann es überaus nützlich sein, darüber informiert zu werden wo das nächste Restaurant ist und welche Veranstaltung und Attraktionen anstehen. Hierfür muss einfach nur ein Kamerabild aufgenommen werden und die Anwendung lässt alle lokale Daten im Display erscheinen.
Neues Shopping-Erlebnis durch AR
Die zahlreichen Vorteile einer erweiterten Realität machen sich also nicht nur Gameentwickler zunutze, sondern auch für Marketingaktionen werden völlig neue Türen geöffnet. Durch Augmented Reality Apps können Konsumenten ein bestimmtes Produkt unmittelbar erleben und sind somit weitaus einprägsamer als bisherige Shopping-Erlebnisse. Der Brillen Online-Shop MisterSpex gehört zu einer der Online-Größen, die frühzeitig die Vorteile des AR entdeckt haben und für sich nutzen. In zahlreichen bekannten TV-Spots wirbt der Online-Brillenverkäufer bereits seit 2011 mit einem visuellen Anprobieren der Brille. Es kommt zu einem neuem Online-Shopping-Erlebnis, dass auf die Gunst vieler Käufer stoßt. Aber auch andere Marketing-Branchen springen auf den Zug der erweiterten Realität auf. Autohersteller setzen hierbei auf Apps, die dem Kunden sein Wunschauto mit verschieden Ausstattungen in einer 3D-Animation präsentiert, somit die Vorstellungskraft vergrößert und maßgeblich die Kaufentscheidung erleichtert.
Augmented Realität ist die Zukunft
Doch wir sind längst noch nicht am Ende der Möglichkeiten. Laut aktuellen Prognosen kann im Bereich AR und VR der Absatz bis 2020 um 150 Milliarden US-Dollar ansteigen, wobei allein 120 Milliarden US-Dollar durch AR eingenommen werden sollen. Es wird deutlich: Augmented Reality ist die Zukunft und birgt enormes Potenzial. Dabei stecken die heutigen Erfindungen noch in den Kinderschuhen. Für die Zukunft ist großes geplant. Ziel vieler Entwickler ist es Augmented Reality dauerhaft und konstant im Alltag zu etablieren. Es soll dem User ermöglich werden virtuelle Inhalte direkt in die Realität einzubinden und so ohne zeitliche Verzögerung sofort situationsgemäßes agieren zu können. Eine entscheidende Rolle werden sogenannte “Wearables”, also Smartwatches, Datenbrillen und smart Kontaktlinsen, tragen. Die Entwicklungen hierfür laufen bereits auf Hochtouren.