Mit dem Jahreswechsel 23/24 endet das Jahr der ‘Polykrise’. Während vielerorts die Nachwehen der Corona-Pandemie noch zu spüren waren, sorgten Kriege, Energiekrise und Inflation für Unsicherheit in weiten Teilen der Wirtschaft.
Diese Verunsicherung scheint sich auch in den aktuellen Marktkennzahlen niederzuschlagen. Nach einem leichten Rückgang des Onlineumsatzes auf 84,5 Milliarden Euro in 2022 geht der HDE – trotz einer nach unten korrigierten Prognose – für 2023 von einem Zuwachs um 5,8 Prozent und einem neuen Rekordumsatz von 89,4 Milliarden Euro für den Onlinehandel in Deutschland aus.
Deutlich pessimistischer stimmen dagegen die Zahlen des Branchenverbandes bevh, der für 2023 einen fortgesetzten Negativtrend für den deutschen Onlinehandel beobachtet. In den ersten drei Quartalen fielen die Umsätze demnach um 13,7 Prozent geringer aus als im Vorjahreszeitraum. Als Ursache für den Umsatzrückgang bzw. die schwache Entwicklung des Onlinehandels sehen HDE und bevh unter anderem die Ausgabenbelastung der Privathaushalte, die gesamtwirtschaftliche Lage und eine Konsolidierung der Branche nach den außergewöhnlich starken Corona-Jahren.
Positiver entwickelt sich dagegen der B2B-Internethandel, dessen Umsatzwachstum sich 2023 nach Prognosen des ECC Köln zwar verringert, aber mit einem Plus von 15 Prozent auf hohem Niveau immer noch beachtlich ist. Das ECC prognostiziert für 2023 in diesem Bereich ein Umsatzvolumen von 493 Milliarden Euro.
Im zurückliegenden Jahr haben wir im Austausch mit Marktbegleitern immer wieder auch eine gewisse Nervosität in der Branche wahrgenommen. In unserem unmittelbaren Markt- und Geschäftsumfeld sehen wir aber weiterhin viel Optimismus und Gestaltungswillen. Wir erleben in Gesprächen mit Kund*innen und Partnern, dass Digitalisierungsprojekten häufig ein hoher Stellenwert eingeräumt wird. Investitionen in diesem Bereich sind und bleiben strategisch wichtig, da sie mittel- und langfristig auf die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen einzahlen.
1. Der digitale Produktpass: Nachhaltigkeit und Kundenzentrierung
Zwar wird der digitale Produktpass (DPP) erst 2026 verpflichtend eingeführt und zunächst nur für bestimmte Produktgruppen gelten. Dennoch sollte das Thema DPP schon heute auf der Agenda aller Unternehmen stehen, die ihre Produkte in der EU vertreiben.
Dafür gibt es ein schlagendes Argument: Früher oder später müssen alle produzierenden Unternehmen und Händler*innen, die ihre Produkte in der Europäischen Union vertreiben möchten, sich mit dem DPP auseinandersetzen. Unternehmen, die sich schon jetzt mit dem Thema beschäftigen, haben aber die Möglichkeit, sich vom Markt abzusetzen, indem sie den DPP und damit auch die Aspekte Nachhaltigkeit, Verbraucherschutz und Kundenzentrierung in ihre Marketingstrategie integrieren und zusätzliche Services anbieten, die über die vom Gesetzgeber geforderten Informationen hinausgehen.
Voraussetzung dafür sind digitale Systeme und Kommunikationskanäle, über die diese Services angeboten werden können, sodass der digitale Produktpass zum Ausgangspunkt einer fortgesetzten, kanalübergreifenden Interaktion mit den Nutzer*innen eines Produktes wird. Der DPP wird dabei zu einem neuen digitalen Touchpoint, der die direkte Kommunikation mit den Endkund*innen ermöglicht und weitere Wertschöpfung schafft. Zum Beispiel durch Cross-Selling, Lösungen für den Second-Hand-Markt oder besseren Zugang zur Rückgewinnung von Rohstoffen. First Mover, die das Potenzial des Produktpasses jetzt erkennen und konsequent nutzen, können mit dem DPP einen starken Kanal schaffen, um die Kommunikation mit ihrer Kundschaft weiter auszubauen und ihre Marke optimal zu positionieren.
Der DPP ist eine starke Initiative der Europäischen Union zur Förderung von Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Verbrauchersouveränität. Für Unternehmen, die sich frühzeitig mit dem DPP auseinandersetzen und sich der Herausforderung stellen, kann er eine große Chance sein.
2. Digital Data Management & Data Integration
Der Themenbereich Data Management und Integration hat schon in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen und wird auch im kommenden Jahr im Trend liegen. Wir haben bereits im letzten Jahr darauf hingewiesen, dass Datenmanagement und die systemübergreifende Datenintegration wichtige Bausteine einer effizienten, zukunftsorientierten E-Commerce-Systemlandschaft sind. In einem Umfeld, in dem Customer Centricity und Personalisierung immer stärker in den Fokus rücken, wird dies in Zukunft umso mehr der Fall sein. Insbesondere im B2B-Bereich haben viele Unternehmen beim Thema Datenqualität und Datenmanagement noch Nachholbedarf, während die großen B2C-Player hier deutlich die Nase vorn haben und wissen, dass durch strukturierte Daten und innovative Technologien (Stichwort KI) viele Prozesse im Frontend automatisiert und skaliert werden können.
Moderne Digital-Experience-Lösungen und Commerce-Strategien, die auf kanalübergreifende Vermarktungsansätze im Multi- oder Omnichannel-Bereich setzen, brauchen ein leistungsfähiges und skalierbares Digital Data Management, welches die Basis für die erfolgreiche Integration neuer Kanäle wie z.B. den digitalen Produktpass bildet. Die Integration und Orchestrierung von Daten aus unterschiedlichen Systemen und deren effektive Nutzung bilden den Kern zukunftsorientierter Digital-Experience-Technologien.
Darüber hinaus werden digitale Daten, nicht zuletzt durch neue, innovative Lösungen im Bereich der künstlichen Intelligenz, immer wertvoller.
3. KI im E-Commerce
Kaum ein Thema hat die globale Wirtschaft im vergangenen Jahr so sehr beschäftigt wie das Thema künstliche Intelligenz. Insbesondere die Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT von OpenAI hat ab Ende 2022 für große Aufmerksamkeit gesorgt und das Thema künstliche Intelligenz bzw. Machine Learning in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.
Im E-Commerce werden KI-Tools bereits seit einiger Zeit eingesetzt. Ein Beispiel ist die KI Adobe Sensei, die Händler*innen unterstützt, indem Shopbesucher*innen, basierend auf dem Kaufverhalten sowie auf spezifischen Produktmerkmalen, Suchanfragen, Trends und weiteren Daten, automatisch relevante Produkte empfohlen werden. Ähnliche KI-Tools zur Personalisierung des Einkaufserlebnisses werden auch von anderen Technologieanbietern bereitgestellt. Weitere Anwendungsbeispiele sind die automatisierte Generierung von Produkttexten durch die Integration von KI-Chatbots wie ChatGPT oder der Einsatz von Chatbots mit natürlichem Sprachverständnis im Kundenservice oder als persönliche digitale Assistenten.
Auch darüber hinaus sind die Anwendungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz sehr vielfältig und bieten auch in Zukunft ein enormes Potenzial. Dies betrifft auch die Optimierung interner Business-Prozesse. Zu nennen sind hier etwa das prädiktive Bestandsmanagement oder dynamische Preisanpassungen. Damit lassen sich nicht nur die Margen maximieren, sondern es kann, beispielsweise im Lebensmittelumfeld, auch Abfall vermieden werden.
Der große Vorteil von KI- und Machine-Learning-Tools besteht darin, dass sie große Datenmengen schnell auswerten und nutzbar machen können. Sie werden daher zweifellos in Zukunft in immer mehr Bereichen des Online-Handels und der digitalen Kommunikation zum Einsatz kommen.
Wir freuen uns darauf, Ihnen auch 2024 mit unserem breiten Portfolio in den Bereichen Digital Consulting und E-Commerce-Technologien zur Verfügung zu stehen, um gemeinsam mit Ihnen die Zukunft im E-Commerce zu gestalten.